Unter dem Thema „Digitale Barrierefreiheit“ fand Anfang Oktober in Bonn der erste Workshop des KlimaOER-Projektes statt. Die inhaltlichen Ergebnisse sind im Folgenden zusammengetragen.
Inklusion meint das aktive Einschließen aller Mitglieder. Dabei passt sich die Struktur eines Systems an den individuellen und teilweise sehr unterschiedlichen Bedürfnissen der Individuen an. Die Barrieren, die wir beachten müssen, reichen von Seh- oder Hörbeeinträchtigungen, über motorische Beeinträchtigungen sowie Autismus-Spektren und chronische Krankheiten.
Eine gute Faustregel, die es erleichtert, möglichst alle Personengruppen einzuschließen, ist das POUR-Prinzip, was für Perceivable (wahrnehmbar), Operable (bedienbar), Understandable (verständlich) und Robust (robust) steht.
Um den ersten dieser Punkte, die Wahrnehmbarkeit, zu gewährleisten, sollte auf das Zwei-Sinne-Prinzip geachtet werden, das heißt, jeder Inhalt sollte stets über mehrere Sinne wahrnehmbar sein. Weiterhin gilt es, auf Unterscheidbarkeit zu achten, damit Inhalte gut zu sehen und zu hören sind. Auch Anpassbarkeit ist ein wichtiger Aspekt, der die Möglichkeit meint, Inhalte auf verschiede Arten anzeigen zu lassen, ohne dabei den Verlust einer Gliederung oder wichtiger Informationen zu riskieren.
Der zweite Punkt, die Bedienbarkeit, bezieht sich darauf, dass eine Bedienung per Tastatur möglich ist und eine einfache Orientierung stattfinden kann. Die Steuerung von Videos oder Animationen sollte außerdem selbst bestimmt werden können, um zu gewährleisten, dass sich ausreichend viel Zeit genommen werden kann. Hierfür sollte auf eine konsistente Umsetzung von Navigationselementen geachtet werden.
Bei dem Thema Verständlichkeit geht es in erster Linie darum, Inhalte intuitiv und verständlich zu gestalten. Lesbarkeit, Vorhersagbarkeit sowie Fehlerfreundlichkeit und Struktur sind dabei wichtige Kriterien. Es sollte eine sinnvolle Reihenfolge der Elemente geben, da z.B. blinde Personen mittels Screenreader stets eine lineare Wahrnehmung einer Website haben.
Robustheit meint, dass diverse assistive Technologien auf der Website angewendet werden können. Hierfür sollten Standard HTML-Elemente genutzt werden, um die korrekte Syntax zu gewährleisten.
Auch die Farbgestaltung spielt eine wichtige Rolle bei dem Thema Inklusion. Hierbei sollte auf ausreichende Farbkontraste zwischen Text und Hintergrund geachtet sowie Komplementärfarben vermieden werden. Informationen sollten außerdem nie ausschließlich über Farben vermittelt werden. Um zu überprüfen, ob gemäß WCAG 2.1-Standard ein ausreichendes Kontrastverhältnis zwischen Hintergrund und Textelement gewählt wurde, kann das kostenlose Tool „Color Contrast Analyser“ (Windows und Apple) genutzt werden. Unter folgendem Link kann es heruntergeladen werden: Colour Contrast Analyser (CCA) - TPGi.
Der nächste besprochene Punkt dreht sich um die Bildgestaltung. Bilder sollten erkennbare Motive und eindeutige Aussagen haben. Auch hier sorgen ruhige Hintergründe und deutliche Kontraste für geringere Hürden.
Wenn Abbildungen genutzt werden, sollten stets auch Alt-Texte (Alternativtexte) implementiert werden. Diese sind im Layout nicht sichtbar, werden jedoch von Screenreadern erkannt und vorgelesen. Sie dienen also dazu, eine kurze Beschreibung des Inhaltes bzw. der Funktion des Bildes zu geben. Um Alt-Texte einsehen zu können, gibt es kostenlose Browser Add-ons für Firefox und für Chrome.
Überschriften sollten aussagekräftig und in den Formatvorlagen des CMS (Content Management Systems) gestaltet sein. Sie sollten eine Überschriftenhierarchie entsprechend des Inhaltes haben, welche durch kostenlose Browser Add-ons eingesehen werden kann (Fierfox, Chrome).
Auch Fließtexte sollten sowohl auf sprachlicher als auch auf gestalterischer Ebene barrierefrei verfasst werden. Sprachlich sind ein roter Faden sowie präzise Formulierungen ohne lange Schachtelsätze wichtig. Unnötige Füllwörter sollten vermieden werden. Auf der gestalterischen Ebene sind eine linksbündige Satzausrichtung, ausreichend großer Zeilenabstand und ein sparsamer Umgang mit Hervorhebungen wie Fettungen hilfreich. Weiterhin sollte auf Versalschreibung, Kursivstellung, Unterstreichungen und Schmuckschriften verzichtet werden. Weitere Tipps zur Schriftauswahl finden Sie unter leserlich.info.
Wenn andere Seiten verlinkt werden, ist es wichtig, darauf zu achten, aussagekräftige Link-Texte zu verwenden, welche kontextunabhängig verstanden werden können. Es sollte dazu geschrieben werden, um welche Art von Inhalt und um welches Dateiformat es sich handelt.
Ein großer Teil des Workshops waren H5P-Elemente (HTML5 Paket), die ein geeignetes Tool sind um interaktive Inhalte zu gestalten. Einen ausführlichen Leitfaden zum Erstellen von barrierefreien H5P-Elementen finden sie unter Projektergebnisse. Dort können Sie sich die Checkliste "H5P-Elemente barrierefrei gestalten" downloaden.
Die wichtigsten Themen wurden in diesem Artikel bereits erwähnt, jedoch gibt es noch viele weitere Details, auf die geachtet werden sollte, um digitale Inhalte im Sinne der Barrierefreiheit zu gestaltet. Weiterführende Checklisten dazu finden Sie unter folgendem Link: https://barrierefreiheit.dh.nrw/materialien